„Hinterher hat man Lust, Virginia Woolfs „Orlando“ wieder zu lesen. Oder den „Wilhelm Meister“. Und „Hamlet“ sowieso. Nadja Michaels Abend unter dem Titel „Orlando Misterioso“ trägt seinen Namen zu Recht – nicht weil er heillos verwirrend wäre, sondern weil er den Zuhörer mit einer Fülle von Einfällen, Assoziationen, Gedanken zurücklässt, denen er nachgehen, deren Geheimnisse er erkunden möchte. Vehikel der „inszenierten Liedreise“ der Weltklasse-Sopranistin im Schweinfurter Theater ist die Figur des Orlando, der, geboren in elisabethanischer Zeit, mal als Mann, mal als Frau, über mehrere Jahrhunderte lebt. …
Der Ein-Frau-Abend verbindet Dramatik der großen Oper und Intimität des Kammerspiels. Nadja Michaels stimmliche wie szenische Wandelbarkeit ist ebenso verblüffend wie bannend: Maria Stuarts Hadern, Ophelias Wahn (beunruhigendes Detail: Singen ist Symptom von Ophelias Wahn) oder Mignons Sehnen sind von greifbarer Intensität. …“
Mathias Wiedemann, Mainpost, 14.10.2007